Please hold the Line

Wenn Du etwas schreibst, dann sollten alle Striche in dieselbe Richtung weisen. Damit kannst Du die Gleichmäßigkeit Deines Schriftbildes verbessern. Aber was genau ist damit gemeint? Und wie hält man das ein? Kann überhaupt jeder Strich in dieselbe Richtung weisen?

Zuerst einmal, sollten Deine Buchstaben alle mit ungefähr derselben Neigung geschrieben werden. Für mich persönlich ist das Wort Neigung sehr viel passender.  In der Kalligraphie haben alle Schriften eine Neigung, sei sie bei 90°, also gerade geschrieben, oder 45° oder 80°… alles ist möglich.

Natürlich kann nicht jeder Strich in dieselbe Richtung gezogen werden, aber jeder Strich sollte mit der Neigung der Buchstaben harmonieren. Dazu ziehst Du wie beim Federwinkel eine Hilfslinie in der gewünschten Neigung zur Grundlinie. An dieser Hilfslinie orientierst Du Dich. Jeder Strich, der gerade verlaufen soll, wird nun gerade an Hand Deiner Hilfslinie verlaufen. Ja, jeder gerade Strich, keine Ausnahmen. Auch ein Oval wie in den Buchstaben a, c, g und so weiter beinhaltet Teile, die parallel zur Hilfslinie verlaufen sollten. Jeder Anfangspunkt sollte mit Deinen Hilfslinien harmonieren und auf alle Endstriche sollten sich in Richtung Deiner Hilfslinie wieder einorden können.

Das Ganze ist nicht so leicht zu erklären, deswegen habe ich Dir die folgenden Bilder mitgebracht: Wenn Du Dir die Buchstaben a bis l ansiehst, dann solltest Du erkennen, dass jeder Strich, der gerade ist, auch parallel zu den diversen Hilfslinien gezogen ist. Zumindest so ähnlich wie möglich, da die Buchstaben natürlich nicht mit einem Lineal gezeichnet sind. Alle Buchstaben zeigen schon einmal einen ähnlichen Neigungswinkel, allein schon, weil die markanten Striche – die geraden Striche – in dieselbe Richtung zeigen. In den Worten habe ich die Buchstaben lediglich näher zusammengezogen und verbunden. Hier kannst Du hoffentlich sehen, dass die Verbindungslinien den neuen Buchstaben so treffen, dass der Neigungswinkel nicht beeinträchtigt wird.

   

In der Großaufnahme der Buchstaben a und g, zeige ich Dir, wie alle geraden Teile eines Buchstabens denselben Neigungsgrad verfolgen. Dadurch wird die Öffnung und Schließung des Ovals sehr gleichmäßig. Auch die Verbindungs- bzw. Abschlusslinie des Buchstabens, insbesondere bei g sichtbar, pendelt sich wieder auf der Neigung der Hilfslinie ein.

Entsprechend wird das Schriftbild sehr schön gleichmäßig. Was natürlich nicht heißt, dass es langweilig wird. Der Neigungswinkel erlaubt Dir ebenfalls Experimente, die Striche können länger oder kürzer werden, sie können mehr oder weniger geschwungen sein. Hauptsache ist, dass die grundsätzliche Richtung Deiner Buchstaben dieselbe ist. Es empfiehlt sich für mich, erstmal den Neigungswinkel konstant zu halten bevor ich experimentiere, aber das muss für Dich nicht gelten. Ich brauche erst mal eine gewisse Zeit Übung, um diesen Neigungswinkel auch aufrecht zu erhalten.

Grundsätzlich gilt dieser Neigungswinkel ander als der Federwinkel für jede Feder und für jede Schrift. Aber unabdingbar ist er für die englische Kalligraphie. Auch in der modernen Kalligraphie ist er sehr wichtig, um die Harmonie aufrecht zu erhalten. Also, nutze so viele Hilfslinien wie nötig, um die Linie zu halten und Du wirst sehen, wie sehr sich Dein Schriftbild verbessert.

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