Schreibgeräte… von damals an

Die ersten Schreibgeräte waren unsere Finger, die in Ton oder Sand schrieben. Keine sehr angenehme Methode, die man jeden Tag stundenlang machen würde, oder?

In der Antike war man da schon fortschrittlicher und nutzte die Rohrfeder, auch Kalamos oder Schilfrohr genannt. Tatsächlich war es auch nicht viel mehr als ein gespitzte Rohr. Das Rohr wurde einmal schräg angeschnitten und gespalten, und schon war man soweit. Ihr könnt Euch vorstellen, dass diese Methode nicht sehr zur Haltbarkeit beigetragen hat. Also brauchte es eine neue Idee, und sie kam.

Ab dem 4. Jahrhundert nach Christi waren Tierfedern angesagt. Besonders beliebt waren Gänse, aber auch anderes Federtier wurde dafür genutzt. Der sogenannte Federkiel besteht aus einem mittleren Teil, dem Steg, der obere Teil ist der Federschaft oder auch Rhachis genannt und die Federspule beinhaltet 2 Öffnungen. Für gute Schreibfedern nutzte man die äußeren Federn der Gans, am beliebtesten waren die äußersten Federn des linken Flügels für Rechtshänder. Linkshänder bevorzugten die Federn des rechten Flügels, da deren Schwung der jeweiligen Haltung entgegenkam. Von einer Gans konnte man übrigens 10 bis 12 gute Federkiele erhalten, maximal jedoch 20. Die Spitze sollte 2 Daumenbreit sein und wie ein Fingernagel erst milchig schimmernd und dann weiß werden. Falls Ihr Euch mal eine selber aussuchen möchtet 🙂 Aber eine Gänsefeder kann man nicht einfach nehmen und loslegen, der Prozess ist etwas aufwendiger. Zuerst muss die Feder ja einigermaßen hart werden, um ein wenig Stabilität zu bieten. Dafür wurde die Feder zuerst mal schräg angeschnitten und das Mark entweder herausgekratzt oder zurück gesetzt. Anschließend hat man die Feder in Wasser solange eingeweicht, bis sie weiß wurde. Heißer Sand wurde bereit gestellt, um die Feder darin zu versenken. Wichtig war dabei die Temperatur des Sandes, da diese weder zu heiß noch zu kalt sein durfte. Eine genaue Temperaturangabe habe ich nicht gefunden, aber die Erklärung: Es muss zischen, aber die Feder darf nicht reißen. Sehr detailliert :/ Wenn Ihr die genauen chemischen Prozesse hier genau erklärt haben wollt, gebt mir Bescheid, dann informiere ich mich gerne detailliert darüber.

Wenn die Federspitze transparent wurde, konnte sie aus dem heißen Sand entfernt werden. Die äußere Haut wurde abgekratzt, damit der Fettanteil der Feder weitestgehend reduziert war. Und dann kam es schon zum Zuschnitt. Der Erste Schnitt war der Schrägschnitt, derIMAG0834 die Spitze entfernte und das Mark freigab. Aus dem unteren Teil der Schräge musste nun eine Spitze geschnitten werden. Wichtig hierbei war die Bogenform, die von Schaft aus zur Spitze geschnitten wurde und nicht umgekehrt, damit die Spitze möglichst gleichmäßig wurde und nicht riss. Der dritte Schnitt bezog sich auf die neue Spitze, damit diese nicht zu spitz wurde. Im letzten Schnitt wurde die Spitze noch gespalten. Dazu legte man die Feder mit der Außenseite auf eine harte Unterlage und ritzte mit einem sehr scharfen Gegenstand die Ritze mittig hinein.

Also keine triviale Angelegenheit, vor allem wenn man bedenkt, welche Mittel damals im Gebrauch waren. So eine Feder war auch in der Handhabung nicht leicht, denn damit die Tinte nicht tropfte, musste man die Feder mit einer Neigung von 40 bis 60% halten. Nicht weniger und auch nicht mehr… und auf dem Papier gekratzt haben muss sie wohl auch. Ich mag kratzige Federn, aber das stelle ich mir vor, wie mit dem Fingernagel über die Tafel kratzen…

Die Gänsefeder setzte sich dennoch im Schreibgebrauch durch. Die Federn von Raben dagegen wurden vermehrt für den Zeichenbedarf eingesetzt. Aber für die Optik wurden auch gerne Federn von Pfauen und ähnlichen Tieren genutzt.

Natürlich war der Federkiel trotz der Bemühung ihn zu härten nicht wirklich stabil, so dass die Spitze mehrfach neu geschnitten werden musste. Könnt Ihr Euch diesen Aufwand heute noch vorstellen? Das ist nicht vergleichbar mit mal eben eine Tintenpatrone auswechseln. Wahnsinn…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert