Umerziehung von Linkshändern auf Rechtshändigkeit gibt es noch immer. Diese bleibt nicht folgenlos, nie. In dem Moment, in dem ein Linkshänder zum Rechtshänder umerzogen wird, greift man in die Gehirnstruktur ein. Wie im letzten Beitrag schon erwähnt, steuert die linke Gehirnhälfte die rechte Hand und die rechte Gehirnhälfte die linke Hand. Natürlich gibt es die Ansicht, dass Dinge zu lernen, die uns schwer fallen mehr Verbindungen im Gehirn schaffen. Soweit bin ich ebenfalls d’akkord, aber in dem Moment entscheide ich mich bewusst dazu und kenne auch meine Stärken und Schwächen. Ein Kind entscheidet das nicht unbedingt selbst. Ein Kind kennt noch nicht seine Stärken, hatte vielleicht noch keine Chance seine auszuprobieren. Wie wird wohl das Selbstbewusstsein des Kindes aussehen, wenn es nur noch negative Erfahrungen macht? Wir alle wissen wie wichtig positive Erfahrungen sind, um uns selbst zu stärken, das ist bei Kindern genauso, wahrscheinlich sogar noch mehr, weil sie sich ihrer selbst eben noch nicht so bewusst sind, wie wie Erwachsenen das hoffentlich sind.
Durch die Umerziehung wird kein Linkshänder zum Rechtshänder. Andere Gehirnareale werden die Funktionen übernehmen, aber sie werden es zusätzlich zu ihrer eigenen Funktion übernehmen. Vielleicht bilden sich neue Gehirnzellen, aber sie werden weniger sein. Entsprechend sprechen einige Forscher tatsächlich von einer Fehlbelastung des Gehirns.
Folge der Fehlbelastung ist zum einen eine schnelle Erschöpfung. Es ist anstrengend etwas schweres zu lernen, gegen seine Natur zu arbeiten. Es ist auch anstrengend langsamer als alle anderen zu sein und mehr Fehler zu machen. Des Weiteren leidet die Konzentration, die Belastbarkeit, die Reaktionsschnelligkeit und auch das Gedächtnis. Legasthenie kann eine Folge sein. Durch die negativen Erfahrungen, die ein Kind machen kann im Sinne von langsamer sein als alle anderen, viel öfter gerügt zu werden, als dumm da zu stehen, können weitere psychische Probleme schaffen. Das Kind wird gehemmet, schüchtern, traut sich selbst nichts mehr zu, zieht sich zurück. In schlimmen Fällen sogar Depressionen. Alles macht den Schulweg zwar nicht unmöglich, aber doch schwieriger, als es unter anderen Umständen sein könnte.
Natürlich geht es nicht jedem Kind so, dass auf die Rechtshändigkeit umerzogen wird. Es kann auch gut gehen, niemand weiß im voraus, wie stark die Ausprägung auf zur Händigkeit ist. Warum denn überhaupt umerziehen? Jetzt mal im Ernst, wieso? Als ob es keine dramatischeren Eigenschaften gibt… Wie siehst Du das?
Es gibt umerzogene Linkshänder, die sich später wieder zurück auf ihre Linkshändigkeit erziehen. Das kann helfen, muss aber nicht. Denkt dran, das auch das ein schwieriger und anstrengender Weg sein kann.
[Quelle Titelbild: www.kleiner-kalender.de zu internationalen Linkshändertag, Urheber: Judith Bremer]