Wie halte ich den Stift?

3 Punkt Griff
3 Punkt Griff

Stifthaltung, dieses Thema kommt ja immer wieder auf. Vielleicht kennt Ihr das auch noch aus der Grundschule? Wer bei uns damals nicht die ‚korrekte‘ Stifthaltung beherrschte, musste diese dreieckigen Gummidinger um den Stift stecken. Ich habe das mal ausprobiert und fand das Gefühl echt blöd, aber das ist nur mein Empfinden, von dem ich berichten kann. Was ist die richtige Stifthaltung? Man bezeichnet die korrekte Haltung als ‚3-Punkt-Griff‘. Dazu liegt der Stift parallel zum Zeigefinger und entspannt in der Mulde zwischen Daumen und Zeigefinger. Der Daumen liegt leicht gegenüber des Zeigefingers und hilft bei der Stiftlenkung, während man schreibt. Der Mittelfinger liegt direkt hinter dem Stift und fungiert als Auflage. Der Ringfinger und der kleine Finger sind in einer leichten Beugung gehalten, Handgelenk und Unterarm liegen leicht auf der Unterlage auf. Okay, soweit so gut, aber wieso ist das eigentlich so? Als Physiotherapeutin ist mir klar, dass eine physiologische Muskelaktivierung für das Schreiben nötig ist. Das bedeutet, nicht zu viel Spannung aufzubauen, so dass sich Muskeln verkrampfen, und gleichzeitig genug, um den Stift über das Papier zu lenken. Der 3-Punkt-Griff hilft diese physiologische Haltung einzunehmen und gleichzeitig die geschriebenen Buchstaben nicht zu verdecken.

Pöttchengriff
Pöttchengriff

Aber natürlich gibt es noch viele andere Arten den Stift zu halten. Häufig sieht man, dass der Mittelfinger seine Auflagefunktion verlässt und stattdessen neben den Zeigefinger wandert, um diesen zu unterstützen. Der Ringfinger nimmt dann die Position der Auflagefläche ein, der sogenannte ‚Pöttchengriff‘. So schreiben sehr viele Menschen und auf den ersten Blick ist diese Haltung auch nicht anstrengend. Wenn Ihr das mal ausprobiert, bewegt den Stift mal in senkrechten Linien hin und her. Ihr werdet feststellen, dass Euer Bewegungsausmaß größer, also die Linien länger sind, wenn Ihr den 3-Punkt-Griff habt. Um dasselbe Ausmaß mit dem Pöttchengriff zu erreichen, müsst Ihr Euch um einiges mehr anstrengen. Jetzt stellt Euch das mal während einer 4-stündigen Klausur vor… Der Pöttchengriff wird Eure Hand wesentlich mehr anstrengen und am Ende werden sich weiterlaufend auch die Muskeln des Unterarmes, Oberarmes, Schulter und des Nackens verspannen. Auf Dauer also keine perfekte Lösung.

Faustgriff
Faustgriff
Krampfgriff
Krampfgriff

Andere Möglichkeiten sind der ‚Faustgriff‘, wo man den Stift komplett mit der Faust umschließt oder der ‚Krampfgriff, wo der Daumen sich soweit nach vorne schiebt, dass der Zeigefinger verdeckt wird.

Mit der richtigen Stifthaltung beeinflussen wir sowohl den Druck, den wir mit dem Stift auf das Papier ausüben, also auch die Möglichkeit gleichmäßige Schwünge zu produzieren. Beides ist für eine schöne Schrift sehr wichtig wie Ihr bestimmt wisst. Man sagt, dass Kinder, deren Fingermuskulatur nicht kräftig genug ist, zu diesen Variationen greifen, um die Schwäche zu kompensieren. Kneten, malen etc, im frühen Kindesalter ist somit sehr wichtig.

Insgesamt würde ich sagen, dass jeder für sich selbst entscheiden sollte, wie er den Stift hält. Gleichzeitig empfehle ich, dass man sich selbst beobachtet, wie stark man sich selbst bei längerem Schreiben verkrampft und daraufhin einfach mal auszuprobieren, wie man seine Haltung positiv beeinflussen kann. Für Lehrer ist es natürlich sehr schwierig, da sie das Ganze bei den Schülern beobachten müssen und dann eine Entscheidung treffen. Das ist alles andere als einfach. Und ehrlich gesagt, wird jeder seine Stifthaltung eh so verändern, wie er sich damit wohl fühlt, also probiert es einfach mal aus!

3 thoughts to “Wie halte ich den Stift?”

  1. Wie auch Deine anderen Beiträge: gut zusammengetragen. Ich habe eine Zeit lang sehr intensiv mit chinesischen Pinseln und Pinselstiften gearbeitet. Beide müssen senkrecht gehalten werden (»3-Punkt-Griff«), um die Strichstärken zu variieren. Leider halte ich nun alle Stifte senkrecht, was grad bei Finelinern schnell die Spitze »verschwinden« lässt – ich üb‘ nun den Stift wieder schräger zu halten 😉
    Viele Grüße
    Anja

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