Für viele ist es eine Grundsatzdiskussion, das möchte ich hier nicht erreichen. Jeder hat zu diesem Thema seine eigene Meinung und das ist auch absolut okay. Ich möchte hier lediglich ein paar Denkansätze meinerseits erläutern und würde mich freuen, wenn Ihr mir ebenfalls ein paar neue Denkansätze gebt.
Auf der Autobahn habe ich im Radio bei WDR5 eine Diskussion darüber gehört, natürlich auch mit Zuschauern, aber ebenso war eine Kommunikationsforscherin dabei. Die grundlegende Frage war, ob soziale Medien unserer Kommunikationsfähigkeit schade oder sie fördern. Es war wirklich interessant, dies zu hören, auch weil einiges an neuen Ansätzen kam.
Jeder kennt die Aussage besonders der älteren Generation, die der Meinung sind, dass gerade Jugendliche nebeneinander in der Bahn sitzen und anstatt miteinander zu reden beide auf ihr Smartphone schauen. Hand aufs Herz: wer hatte diesen Gedanken in ähnlicher Form nicht auch schon mal? Die sozialen Medien sind ein steter Begleiter in unserem Leben, dadurch kann die Distanz zwischen 2 Menschen, die nebeneinander sitzen größer werden. Durch diese vergrößerte Distanz zu Mitmenschen kann der Umgang mit Situationen, in denen man sich gegenübersteht ein Problem darstellen, denn man hat plötzlich die Faktoren Beobachtung und Körpersprache ebenso wie die Erwartung des anderen sofort zu antworten. Das kann für manche Menschen schwierig sein, denn sie sind es gewöhnt mehr Abstand zu haben und Zeit zum Nachdenken zu gewinnen, wenn sie Nachrichten über soziale Medien schicken. Der Umgang mit realen Personen kann für diese Menschen erschwert sein, weil sie eingeschüchtert sind oder vielleicht einfach schlichtweg überfordert. Wir kommunizieren in unseren sozialen Medien auf unterschiedliche Weise, aber gerade bei Instant-Messanger wie WhatsApp oder Signal oder Hangouts leidet die Grammatik doch ordentlich. Wir nutzen Abkürzungen wie LOL, ASAP und viele mehr. Durch die Zeichenbegrenzung von SMS mit 160 Zeichen oder auch Twitter, lassen wir Grammatik gerne hinten anstehen, denn wichtig ist nur, viele Informationen in möglichst wenig Zeichen zu setzen. Die Überlegung steht im Raum, ob diese Art der Kommunikation uns in unserer Wortwahl und unserem umfangreichen Wortschatz limitieren? Oder gar zurücksetzen? Ich habe da keine Antwort drauf, denn ich habe keine Studie gemacht oder gelesen, die diese Theorie bestätigt oder ablehnt. Aber ein interessanter Gedanke, oder?
Wer in sozialen Medien nicht mitagiert, hat wenige Chancen heutzutage, wer kein WhatsApp oder Facebook hat wird oft ausgeschlossen, vielleicht gar nicht mal in böser Absicht, denn Menschen vergessen sowas. Es ist leicht eine Einladung über eine Gruppe bei WhatsApp zu posten, als jeden einzeln einzuladen. Die Beschleunigung kann aber auch in Stress ausarten. Wer kennt es nicht? Es gibt Tage, bei manchen Menschen ist das sehr viel öfter noch der Fall, da piept und brummt das Smartphone mehrmals pro Minute. Drangehen, lesen, antworten, versuchen wieder auf andere Dinge zu konzentrieren und brrrrrrr, schon brummt und blinkt es wieder. Eine Stresssituation, oder auch schon eine Abhängigkeit? Ohne Smartphone fühlen sich viele Menschen unwohl, sie haben das Gefühl etwas zu verpassen. Ist das wirklich so?
Aber natürlich müssen wir alle auch die andere Seite sehen: soziale Medien erlauben es, die Distanz zwischen Menschen auf unterschiedlichen Kontinente zu verringern. Eine WhatsApp Nachricht oder eine E-Mail ist ein Vielfaches schneller als jeder Brief, durch Zeitverschiebung sind Telefonate schwer, die Nachrichten können jederzeit beantwortet werden, so wie es einem gerade passt. Der Austausch mit anderen Menschen und Kulturen ist verstärkt worden. Wir erleben neue Denkweisen und erweitern unseren Horizont. Der Austausch bringt jedem mehr Wissen, das macht uns stärker und unabhängiger. Dank der Nachrichten können Menschen freier sein, sie können überall auf der Welt sein und dennoch die ganze Zeit vollen Kontakt zu ihren Lieben haben.
Was die Stresssituationen angeht, kann man es auch positiv sehen: jeder ist gezwungen nun die Verantwortung für seine Prioritäten zu übernehmen, das heißt wir müssen lernen zu priorisieren. Ein Piepen oder Brummen muss nicht zu jeder Zeit beachtet werden, es gibt den Lautlos Modus, man kann Dinge später machen, das tut keinem weh 😉 Sobald man das beherrscht, können soziale Medien für weniger Stress sorgen. Wenn jemand arbeitet, kann er konzentriert bei der Arbeit sein und erst hinterher die Flut an Informationen sichten und bearbeiten. Ein Telefonat würde die Konzentration nachhaltig stören, da man sich auf den anderen Menschen konzentriert.
Dadurch können soziale Medien genutzt werden, um die eigene Effizienz zu verbessern. Man hat ein Problem? Stellt eine Frage, während der Wartezeit auf eine Antwort arbeitet man weiter, anstatt stundenlang an dem Problem herumzudoktern. Außerdem werden bei sozialen Medien die nachrichten aufgezeichnet, so dass man bei Missverständnissen gleich die ‚Beweise‘ aufzeigen kann.
Schüchterne Menschen haben die Möglichkeit über soziale Netzwerke sich mitzuteilen, vielleicht stärkt sie die positive Rückmeldung? Vielleicht schwächt sie auch, das kommt wohl auf den jeweiligen Menschen an.
Zu keiner Zeit ist man alleine, der Vorteil daran: man muss nur alleine sein, wenn man es will J
Die Grammatik leidet, dafür ist die Kreativität gefragt, es muss nicht alles immer nach Regeln und Strukturen laufen. GN8 cyou… zeigen doch, dass Menschen kreativ sind. Abgesehen davon kommt es auch auf das genutzte Medium an: in einer Geschäftsmail sind Grammatik und Wortwahl genauso gefragt, wie in einem realen Gespräch, in einer Nachricht an den Freund, kann man auch mal den Content vor die Grammatik stellen, Prioritäten setzen J
Eben wurde die Schwierigkeit des Lesens der Körpersprache angesprochen, was Konfliktsituationen in realen Begegnungen darstellen kann, aber ist es nicht auch etwas wert, wenn man aus Worten eine Bedeutung lesen kann?
Ich gebe zu, ich mag soziale Medien, auch wenn sie manchmal anstrengend sind, auch wenn sie manchmal zu oft präsent sind. Ich denke schon, dass ich viel Positives daraus ziehe, aber im Hinblick auf die Bedenken, sollte jeder einen Weg für sich finden. Mir persönlich ist ein großes Netzwerk und ein Austausch an Informationen, schönen Gedanken oder Momenten wichtig, denn ich bin gerne glücklich und möchte auch, dass andere es sind, warum also nicht was davon abgeben? Andere geben einem durch positive Gedanken auch so viel. Wissen sollte man niemals unterschätzen.
Allerdings ist es mir auch wichtig, dass die Personen, die mir nahe stehen sich nicht durch soziale Medien zurückgesetzt fühlen, denn es gibt Menschen, die sind mir in jedem Fall wichtiger, als jede Nachricht, jedes Foto und jede andere Information. Für mich fühlt sich das richtig an. Wie ist das bei Euch?