Hast Du schon mal als Rechtshänder versucht mit links zu schreiben? Das ist echt verrückt seltsam vom Gefühl. Vor allem stellt man dann aber fest, wie die „normale Schreibhaltung“ einen hemmt.
Normalerweise liegt bei einem Rechtshänder das Blatt mittig und gerade. Das Licht kommt idealerweise von links, damit die Hand keine Schatten auf das Geschriebene wirft. Die Hand, die den Stift hält, liegt schräg unter der Schreiblinie, d.h. der Ellbogen zur Hand zieht eine Linie, die ca. in einem 45° Winkel zur Schreibtischkante liegt, dort wo Du sitzt. Der Bleistift wird zwischen Zeigefinger und Daumen gehalten und mit dem Mittelfinger leicht unterstützt. Bei einigen liegt das Blatt vielleicht schräg, oder die Fingerhaltung variiert, aber Variationen lassen wir jetzt mal bei Seite. Wenn Du nun mit der linken Hand in derselben Position versuchst zu schreiben, dann ist das sehr schwer. Versuch es ruhig mal.
Für Linkshänder gelten andere Regeln:
- Blatt ist um 30° im Uhrzeigersinn gedreht. Somit liegt die rechte untere Kante des Blattes zur Schreibtischkante und die linke untere Kante liegt schräg nach links oben. Ungefähr bei einem Winkel von 30°.
- Die linke Hand liegt von links unten unter der Schreiblinie.
- Das Licht kommt möglichst von rechts oben.
Soviel zur Grundhaltung. Selbstverständlich sollte der Schreiber wie auch der Rechtshänder aufrecht sitzen, die Schultern locker und unten, nicht unter die Ohren gezogen, das macht nur unnötige Schmerzen. Des Weiteren sollte die Schreibhand entspannt sein. Die nicht genutzte Hand liegt auf dem zu beschreibenen Papier. Warum diese Veränderungen für Linkshänder? Das drehen des Blattes ermöglicht es, die Schreibhand unter der Schreiblinie zu halten, ohne den Körper zu verdrehen, oder die Schulter unnötig hoch zu ziehen. Die linke Hand liegt unter der Schreiblinie, damit die geschriebenen Buchstaben nicht verdeckt werden. Beim schreiben mit Tinte kann das eine ganz schöne Sauerei werden… Außerdem ist es sinnvoll, wenn man lesen kann, welche Buchstaben man schon geschrieben hat. Wenn das Licht von links kommt, dann fällt der Schatten der Hand und des Stiftes die ganze Zeit auf Schreibstelle. Das ist wirklich unangenehm, mich macht das tatsächlich wahnsinnig und ich bin langsamer im schreiben. Die Stifthaltung bleibt wie beim Rechtshänder. Natürlich gibt es auch hier wieder Variationen, was die Stifthaltung und auch was die Handhaltung angeht. Es gibt Linkshänder, die schreiben von oben und kommen damit prima klar. Aber als Hilfestellung sollten Lehrer und Eltern den Kindern eine Position anbieten, die das Schreiben erleichtert…
Mal abgesehen davon, dass ich als Rechtshänder zur Zeit gar nicht mit links schreiben kann, sind diese Tipps zur Haltung schon echt hilfreich. Zu Beginn habe ich mich ganz schön verdreht, um irgendwie zu schreiben. Aber um halbwegs ordentlich mit links zu schreiben, müsste ich wohl noch ganz schön viel üben… Das Stiftende in der Hand zeigt übrigens wie beim Rechtshänder zum Ellbogen hin, nur eben zum linken anstatt zum rechten Ellbogen.
Der Schreibfluss ist ebenfalls anders bei Rechts- und Linkshändern. Während ich als Rechtshänder meinen Stift über das Blatt ziehen kann, muss ich als Linkshänder den Stift nach vorne schieben, auch als stoßen benannt. Fühlt sich für mich seltsam an. Genau so muss es sich für einen Linkshänder mit rechts anfühlen…
Damit in der Schule übrigens keine Streitigkeiten mit dem Nachbarn auftreten, weil Ellbogen aneinenander stoßen, empfehle ich Dir als Linkshänder von vornherein links am Tisch zu sitzen, dann kommt ihr euch nicht in die Quere…
So, ich weiß jetzt, dass ich nicht mit links mal eben schreiben lernen kann. Ich bräuchte wie gesagt eine relativ lange Zeit. Probier es mal aus und dann sag mir, würdest Du noch mal einen Linkshänder umerziehen wollen?!