Erste Schritte Kalligraphie – Linien

So, da wollte ich also endlich mit was Praktischem anfangen, eigentlich müsste ich Euch noch was über Papier, Federn, Füller, Tinte… und ach echt viel mehr erzählen, aber das kommt noch. Heute wollte ich also anfangen, aber zu Beginn sollte man sich erstmal Linien aufzeichnen, damit man die Proportionen der Buchstaben hinbekommt und auch ein Gefühl für die Länge der jeweiligen Striche bekommt und mehr. Daher dreht sich dieser Artikel erstmal um die Linien. Zuerst einmal zeichnet man eine sogenannte baseline, das Wort sagt eigentlich alles, hier ist die Basis unserer Buchstaben, und zwar so ziemlich aller Buchstaben. Sie ist vergleichbar mit den Linien von liniertem Papier, auf der Linie sollten alle unsere Buchstaben liegen. Vielen bereitet das Probleme, aber wenn man das beherrscht, sieht die Schrift gleich sehr viel schöner – weil gleichmäßiger – aus. Die nächsten Linien waren mir teils nicht so geläufig: direkt über der basline liegt die x-height, von dieser Linie zur baseline ist die Größe aller Kleinbuchstaben. Soweit klar, oder? Man lernt also kleine Buchstaben innerhalb dieser beiden Linien zu halten, das bezieht sich auf Buchstaben, die keine Ausläufer nach oben oder unten haben, also a, c, e, i und so weiter. Für Buchstaben, die einen Strich höher als die x-height haben, also b, d, f, h, k und so weiter gibt es darüber eine Linie, die sich ascenderline nennt. Den Lateinern unter uns erklärt das Wort alleine schon alles, denn die Übersetzung bedeutet ’nach oben‘ oder ’steigen‘. Entsprechend zu der ascenderline gibt es noch eine descenderline, die sich unter der baseline befindet. Ihr könnt Euch ja schon denken, dass descender ’nach unten‘ oder ‚absteigen‘ bedeutet. Ergo alle Buchstaben, die nach unten über die baseline hinaus gehen wie g, j, p und so weiter. Klar soweit? Keine Sorge, es gibt noch Bilder…

LinienAber wie findet man die Abstände zwischen den Linien heraus? Tja, ehrlich gesagt gibt es da keine genaue Regel, denn das hängt von der gewählten Schrift und Federbreite ab. Habe ich Euch jetzt schon verwirrt? Entspannt Euch, es ist gar nicht so schwer, wenn man sich die Zeichnungen ansieht. Erst einmal sucht Ihr Euch eine Schrift raus, ich habe mich für die modernen römischen Minuskel entschieden. Meist findet man an einer Seite (links) mehrere kleine Quadrate oder Rechtecke, die entweder Treppenförmig übereinander, oder in 2 Reihen abwechselnd übereinander stehen. Die meisten Schriften liegen zwischen 4 und 6 Kästchen. Ich habe Euch in meinen Bildern beide Möglichkeiten aufgezeichnet. Ihr übertragt die Anzahl der Kästchen mit der Feder, mit der Ihr schreiben wollt auf Eure basline und zieht in dem Abstand (bei mir sind es 4 Kästchen) die X-height. Denselben Abstand nutzt ihr auch von der x-height zur ascender line und von der baseline zur descender line.

Leider war es das noch nicht, eine Linie fehlt noch. Ihr habt vielleicht gemerkt, dass ich nur von Minuskeln, also Kleinbuchstaben gesprochen habe… und es gibt natürlich noch Versalien, große Buchstaben und die brauchen noch eine wichtige Linie: die cap line. Sie liegt genau in der Mitte zwischen der X-height und ascender line. Die cap line (capital line) gibt die Höhe der Versalien an. Passend zu den modernen römischen Misuskeln habe ich als Beispiel die modernen römischen Versalien genutzt. Und so sieht das Ganze dann aus:Buchstaben

Im ersten Moment klingt das alles vielleicht kompliziert und unnötig (ich habe ebenfalls so gedacht). Aber ich kann Euch sagen, dass sich der Aufwand zu Beginn ehrlich lohnt, um die Schriften zu lernen. Ich kann die Schriften natürlich noch nicht, aber ich habe es sowohl mit als auch ohne Linien ausprobiert. Das Ergebnis ohne Linien zeige ich Euch besser nicht… 😉 Alle Buchstaben waren unterschiedlich groß, breit, lang, hoch etc. Mit den Linien muss man sich nur noch um die Breite kümmern – das reicht auch. Mir liegen, wie Ihr seht, die Minuskeln wesentlich besser als die Versalien, aber das bedeutet nur, dass ich die Versalien mehr üben muss. Mein Freund sagt mir immer, ich muss jede Übung, die ich nicht mag solange üben, bis ich sie mag, da ich sie erst dann beherrsche. Ich sage es ungerne, doch er hat vollkommen Recht. Aber pst, verratet mich bloß nicht weiter…

Mir hilft dieser Satz viel und bei allen Dingen, die mir schwer fallen, sage ich mir das mittlerweile selber (und anderen auch :D) und das motiviert mich. Versucht’s mal!

 

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