Typographie ist das Setzen vorgefertigter Formen. In der Renaissance war das gleichbedeutend mit dem Buchdruck, hier zeigt die Entwicklung der Typographie die ersten bedeutsamen und dokumentierten Fortschritte. Als Erfinder gilt Gutenberg zwischen 1450 und 1457. Mit seiner Erfindung revolutionierte er die gesamten Strukturen der Gesellschaft, da nun die Verbreitung von Informationen durch den Druck wesentlich schneller von Statten gehen konnte.
Bedingt durch Emigration gelangten viele Prototypographen nach Italien, so dass sich dort um 1470 das wichtigste Zentrum der Typographie entwickelte. Bis ins 18. Jahrhundert gelang es den nachfolgenden italienischen Typographen die Kunst der Typographie zu wahren.
Mittlerweile gibt es keine allgemeingültige Definition mehr für Typographie, da sich die Strukturen und Technik in unserer Gesellschaft zu schnell gewandelt haben, aber hier möchte ich mich auf die ursprüngliche Bedeutung beziehen. Entsprechend ist wichtig zu wissen, dass sich Typographie von der uns bekannten gedruckten Schrift unterscheidet. In der Typographie hatte man quasi die Formen der einzelnen Buchstaben, welche man in einer speziellen Druckmaschine einsetzen konnte. Man bestrich die Buchstabenzusammensetzung mit Farbe und konnte dann mit Hilfe eines Hebels die Schrift auf das zu bedruckende Material drücken.
Typographie übersetzt man häufig mit Sprachlehre. Wenn man genaueren Übersetzungen folgt, kommt Typographie aus dem altgriechischen und leitet sich von typos ab, was übersetzt schlagen / hauen bedeutet. Wer den Begriff wählte, ist leider nicht mehr bekannt, über viele Jahrhunderte wurde das Wissen der Typographie nur mündlich weitergegeben.
Typographie ist nicht nur Kunst und Handwerk, es war ein Mittel zur Verbreitung von Informationen, jedem, der lesen konnte, wurden diese Informationen zugetragen. Durch die günstige Herstellbarkeit wurde lesen popularisiert, immer mehr Menschen lernten es, Revolutionen begannen und die Weiterentwicklung…
Heute ist Typographie Kulturwissenschaft. Die Lehrer der historischen und neuen Schriftgeschichte. Typographie bedeutet auch Wissen über Lesegewohnheiten, die funktionale Gestaltung von Buchstaben und deren Anwendung in virtuellen Medien. Drucken, allgemein betrachtet Schriften zu reproduzieren und lesbar machen, wenn man bedenkt wie schwierig manche, vor allem sehr alte Schriften für Jugendliche, die sie nicht gelernt haben zu lesen sind… Typographie umfasst auch die visuelle Gestaltung und Implementierung von Schrift. Daher ist sie in der Ausbildung zu verschiedenen Berufen wie Mediendesigner / -gestalter oder Grafiker Teil der Grundausbildung.
Jetzt wo ich mich damit befasse, stelle ich fest, dass ich tatsächlich mal so etwas selber gemacht habe. Im Konfirmationsunterricht muss man ein gemeinnütziges Praktikum im Rahmen der Kirche machen. Da war ich damals beim Friedhofsgärtner und die haben eine alte Druckmaschine mit beweglichen Buchstaben gehabt, mit der sie die Trauerschleifen bedruckten. Schon damals war ich begeistert davon, aber wie das als Jugendliche manchmal so ist, habe ich es weiter nicht intensiv verfolgt. Eigentlich ein bisschen schade, aber jetzt ist ja auch noch Zeit, wie man sieht 🙂
Dann habe ich vor kurzem mein Auto ummelden müssen und was sehe ich da? Das Fertigen der neuen Kennzeichenschilder, funktionierte dort nach genau diesem Prinzip der Typographie, nur dass hier der Druck so hoch war, dass das Blech / Plastik die Buchstaben / Zahlen geprägt bekommt und mit der Farbe über die Prägung gegangen wird. Unglaublich spannend. Habt Ihr noch alltagsnahe Beispiele?
Zusammenfassung:
Kalligraphie ist die Kunst des schönen Schreibens per Hand, wo man mit der Hand geschriebene Buchstaben verziert und versucht Emotionen und Schönheit in der Schrift zu verdeutlichen.
Handlettering ist das Malen der Buchstaben, so dass ein Bild entsteht, das eine Geschichte erzählt.
Lettering ist die digitale Umsetzung des skizierten Entwurfes (die Skizze ist wieder angelehnt ans Handlettering) unter zur Hilfenahme von Vektoren.
Typographie ist das Setzen vorgefertigter Schriftformen, mit einer Drucktechnik auf das Material gebracht.
[Quelle Titelbild: flickr.com, ‚Handsatz‚ von Willi Heidelbach]