Von der Kopie zum eigenen Werk – Kopieren

Wenn Du das Werk des Künstlers beobachtet hast, dann solltest Du jetzt schon viel darüber wissen. Aber Theorie und Praxis sind ja bekanntlich zwei verschiedene Paar Schuhe… Jetzt gilt es zu testen.

Auch hier hast Du mehrere Möglichkeiten. Ich bevorzuge es, das fertige Werk sehen zu können und komplett frei zu kopieren. Hier sehe ich direkt Fehler in der Linienführung und den Proportionen. Es ist ein Lernprozess beim entstehen. Jeder Strich wird begleitet von dem, was ich aus der Beobachtung gelernt habe. Durch das freie kopieren wird das Gelernte aus der Beobachtung vertieft. Es hilft neue Formen, Linien und Ansichten zu erlernen, so dass man sie selber einmal frei anwenden kann.

Beim kopieren bemerke ich oft schon, was sich für mich gut anfühlt, und an welchen Stellen ich Probleme habe, weil meine Hand den Stift lieber anders führen will. Das ist ein wichtiger Punkt für das Verändern nächsten Freitag. Gleichzeitig erfährt man neue Wege, die man bisher in der Kalligraphie noch nicht genutzt hat. Zum Beispiel ein spezieller Schnörkel, oder ein Farbverlauf und so vieles mehr.

Selbstverständlich kannst Du das Werk auch abpausen. Manchmal hilft es, die Linienführung besser zu verstehen. Aber Du vertiefst Deine Beibachtungen nicht so sehr, weil Du beim abpausen nicht viel nachdenken musst. Ich bevorzuge das freie kopieren, eben aus dem Grund des Vertiefen des Verständnisses.

Wenn Du den Teil des Beobachten auslassen möchtest, kannst Du natürlich versuchen direkt zu kopieren, aber glaub mir, nachhaltiger ist es, wenn Du Dich mit dem Werk auseinander setzt.

Für mich ist in diesem Teil wichtig, dass ich ihn nur benutze, um mehr zu verstehen, nicht um es als Endergebnis zu benutzen. Manchmal ist es auch das Überwinden einer Herausforderung, und das darf man ruhig – mit Referenz – dere Öffentlichkeit zeigen.

Manchmal hilft es, diesesn Schritt mehrfach zu wiederholen. Erst Recht, wenn Du merkst, dass es Dich sehr herausfordert. Es kommt auch häufig vor, dass ich wieder einen Schritt zurück gehe, zurück um Beobachten. Wo sind die Unterschiede zwischen meinem Werk und dem Original? Vor allem wichtig: gefallen Dir die Unterschiede vielleicht? Oder möchtest Du diese nicht haben? Beobachte genau und mit Geduld. Wie immer… Kalligraphie gibt es nicht ohne Geduld!

Bisher erschienen:

Von der Kopie zum eigenen Werk – Vorwort

Von der Kopie zum eigenen Werk – Ansehen

[Quelle Titelbild: Christian Kaden, ‚Copying a buddhist sutra‘,  Flickr.com ]

Von der Kopie zum eigenen Werk – Vorwort

In der Kunst wird nicht alles aus dem eigenen Gedankengut hergestellt. Man lässt sich inspirieren, von anderen Menschen, Situationen oder auch von anderen Werken. In der Kalligraphie ist es nicht anders, schließlich ist auch sie Kunst. Gerade durch Instagram wird man sehr viel inspiriert. Es gibt so viele tolle und begabte Kalligraphen. Das kennst Du sicher auch: Du siehst ein Bild und denkst wow, geil, das muss ich auch mal machen. Und nun? Es gibt natürlich 2 Möglichkeiten:

  1. Abmalen, kopieren

Das ist natürlich das Leichteste. Aber bedenke hier bitte, dass Du die Person, bei der Du es gesehen hast auch entsprechend benennst oder auch bei komerziell tätigen Kalligraphen bevor Du es postest oder weitergibst fragst. Über dieses Thema habe ich hier ebenfalls schon geschrieben, Kopieren beim Kalligraphieren – Erlaubt oder No-Go?

Es gibt natürlich noch eine zweite Möglichkeit, wie Du Dir sicher schon gedacht hast. Diese benötigt etwas mehr Aufmerksamkeit und Arbeit, aber kann zu wunderschönen Ergebnissen führen. Ich zeige Dir in den nächsten 3 Wochen, wie ich dabei vorgehe.

2. Mach was eigenes daraus

Zu diesem Punkt gehören aus meiner Sicht wenigstens 3 Schritte: Ansehen, Kopieren, Verändern. Nächsten Freitag geht es mit dem Punkt ansehen los. Lass Dich darauf ein, es wird Dir helfen noch mehr schöne Werke zu erstellen und Dich selbst mehr zu entdecken.

[Quelle Titelbild: Photo by Matthew Hamilton on Unsplash]