Rezension Enzyklopädie Kalligraphie

Ja, der Beitrag ‚meine neue Bibel‘ war ja eine kurze Erstorientierung über mein neues Buch. Jetzt habe ich mich näher damit befasst und möchte Euch natürlich meine Meinung darüber geben und freue mich, wenn Ihr ebenfalls das Buch kennt und mir Eure Meinung da lasst…

‚Enzyklopädie Kalligraphie‘ ist geschrieben von David Harris und diese Ausgabe ist 2007 beim Fleurus Verlag GmbH erschienen. DiMateriale Originalausgabe ist 2003 beim Quarto Publishing PLC in London erschienen und heißt passenderweise zu meinem ersten Beitrag hierrüber ‚The Calligrapher’s Bible‘ :D. Das Buch beinhaltet eine kurze Zusammenfassung der Schriftgeschichte und einen Grundlagenteil, in dem David Harris über Werkzeuge, Material, Vorbereitungen und auch über Textgestaltung und Layout wesentliche Informationen gibt. Den größten Teil des 254 Seiten starken Buches, nämlich 210 Seiten lang dreht es sich um Schriften. Insgesamt 100 Schriftarten von Römisch über Gotisch, Renaissance, Barock bis zur Moderne zeigt Harris. Hierfür gibt er zuerst eine Kurzübersicht aller Schriften, um dann jede Schrift detailliert auf einer Doppelseite zu beschreiben. Dort findet man eine kurze allgemeine Information sowie interessante Details der Schrift (z.B. Charaktereigeneschaften der Schrift). Die Buchstaben sind alle mit numerierter Pfeilen zur Verdeutlichung der Strichführung versehen. Die Größe der Buchstaben wird über Kästchen angegeben und der genutzte Federwinkel wird ebenfalls beschrieben. Auf der zweiten Häfte der Doppelseite findet man die Grundstruktur der Buchstaben aufgeführt. Zum Abschluss gibt Harris noch einen Einblick in den Bereich Illumination und Verzierung.

BuchstabenHarris hat seinen Schwerpunkt klar auf die Schriften gesetzt und erklärt diese 100 gut verständlich und ausführlich. Man bekommt genaue Informationen über die Grundstruktur, so dass man versteht, wie sich die Schrift zusammen setzt und dann kann man diese aus meiner Sicht viel intensiver ausführen. Verstehen festigt mehr als auswendig lernen wann welcher Strich in welche Richtung geht. Mir gefällt auch, dass er die Buchstaben in der Grundstruktur sortiert, jede Gruppe wird an einem Buchstaben erklärt und alle der Art folgend werden ebenfalls aufgeführt. Harris gibt ebenfalls eine Empfehlung, ob die Schrift mit eher breiter Feder, Flachpinsel oder feiner Spitzfeder geschrieben werden sollte, auch die Spalt- und Linienzugfeder werden nicht vergessen. Die Vielfalt der Schriften ist großartig und die meisten können mit verschiede breiten Füllfederhaltern, Federn mit Federkiel oder Pinseln genutzt werden, also benötigt man zum Anfang kein großartig neues Material, sondern kann direkt loslegen. In seinen Grundlagen gibt Harris einen kurzen Überblick über viele wichtig Fakten wie Federn, Pinsel, Papier etc. Diese sind wirklich mehr ein Einblick, der zwar genügt um zu beginnen, aber teilweise Wert sind weiter zu erforschen, indem man zusätzliches Material liest. Für Linkshänder werden kleine Tipps eingestreut, aber da ich keiner bin, weiß ich nicht, wie wertvoll diese sind. Harris gibt wenig bis keine Informationen zur Führung der Hand und dem Handling mit der Feder, was ich persönlich sehr schade finde. Er gibt zwar die Grundübungen: Bögen, Linien, breite und dünne Striche, aber keinen Tipp wie flexibel oder starr das Handgelenk sein sollte, ob der ganze Arm mitbewegt wird oder rein aus dem Handgelenk geschrieben wird. Aus meiner Sicht sind das wichtige Grundlagen, die intensiver hätten ausgeführt werden können. Zusätzlich gibt Harris einen Einblick in Textgestaltung und Layout sowie Illumination und Verzierung, natürlich ist ein Einblick keine Anleitung zum richtigen selber Grundstrukturmachen, aber es regt zum nachdenken an, was eigentlich alles noch dazu gehört, es reicht nicht einfach nur die Buchstaben aneinander zu setzen, um kalligraphieren zu lernen. Das Cover des Buches sagt mir persönlich zu, es dominieren rostfarbende Töne, die von dunkel zu beige werden. Es zeigt Buchstaben und deren Strichführung in 2 von 4 Bildern, was dem Schwerpunkt gerecht wird. Dazu kommen Verzierungen und der Einsatz einer Feder am rechten unteren Bereich. Für mich sehr passend, denn mit der Feder beginnt und endet man und impliziert mir das Buch zu öffnen als Verlängerung des Federkiels, um endlich anzufangen. Der Buchtitel und der Autor werden in der Mitte genannt, die Schrift ist in weiß anstatt wie in den Bildern in schwarz, so dass sich der Tital abhebt, obwohl die Schriftgröße kleiner ist. Eine geschickte Hervorhebung, ohne Dominanz zu zeigen, da die Buchstaben die dominante Einheit im Buch sind. Das Buch hat eine Hardcoveroptik, beim aufschlagen zeigt sich ein Ringbuchcharakter und das Papier ist fest und glatt.

VerzierungIch finde das Buch perfekt, um einen Einblick in die Welt der Kalligraphie und Zugang zu vielen verschiedenen Schriftenzu bekommen. Harris zeigt deutlich, dass sein Schwerpunkt diese Schriftvielfalt ist und die Struktur der Buchstaben, gleichzeitig vergisst er nicht auf die anderen Themen der Kalligraphie und deren Wichtigkeit hinzuweisen. Ich empfehle das Buch auf jeden Fall, es hat weniger als 30 gekostet und gibt viele Informationen preis, die man nach Interesse und Bedarf mit anderen Büchern zu dem entsprechenden Thema wieder vertiefen kann. Das einzige Manko an dem Buch: es wird nicht mehr produziert, so dass man auf ebay und andere Anbieter bei Amazon angewiesen ist.

 

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