Das ist der erste Beitrag in meiner kleinen Reihe ’nicht lesen und schreiben können… warum?‘. Wie Ihr schon gelesen habt, finde ich schreiben und entsprechend auch lesen sehr wichtig und die Tatsache dass es Menschen gibt, die das nicht können, ist sehr traurig. Aber wieso ist das so? Warum können manche Menschen nicht lesen und schreiben? Oder haben derartige Schwierigkeiten damit? Manch einer sagt, dass diese Menschen faul sind, aber das ist nicht der Regelfall wie man im Gesundheitswesen gerne sagt. Heute fange ich mit einem der bekanntesten Defizite an: der Lese-Rechtschreibschwäche, kurz LRS und im Fachjargon als Legasthenie bezeichnet.
Legasthenie bedeutet, dass die betroffenen Menschen Schwierigkeiten haben zu lesen und zu schreiben, ja, das weiß man. Aber was bedeutet in dem Fall nicht lesen können? Zum einen ist die Lesegeschwindigkeit stark herabgesetzt, Buchstaben, Wörter und Silben werden vertauscht, ersetzt oder ausgelassen, beim Vorlesen brauchen die Menschen eine lange Anlaufzeit und sie verlieren sich häufig im Text. Wenn Kinder anfangen lesen und schreiben zu lernen ist das ganz normal, aber bei manchen verliert sich das nicht. Woran erkennt man Legasthenie? Ehrlich gesagt glaube ich, dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist, insgesamt liegen Schulkinder mit Legasthenie bei ca. 4% bei uns in Deutschland (zumindest laut Wikipedia…). Das Erstaunliche ist, dass die Fehlerquote bei den betroffenen Kindern nicht stabil ist, das bedeutet, dass sie mal besser und mal schlechter sind und ein und dasselbe Wort unterschiedliche Fehler aufweist. Wahnsinn, oder? Wie soll man denn da was erkennen? Eine stabile Fehlerquote würde es einfacher machen. Demnach müssen Eltern sehr sensibel sein, um dies bei ihren Kindern erkennen zu können und auch akzeptieren zu können. Es ist für Eltern ja oft auch nicht einfach zu sehen, dass das eigene Kind ein Defizit hat. Also, auch Lehrer müssen sensibel für das Erkennen und für die Weiterleitung an die Eltern sein, das ist bestimmt nicht einfach. Wie viele sagen wohl, dass es nur eine ’schlechte Phase‘ sei oder was auch immer?
Warum Kinder eine Lese-Rechtschreibschwäche entwickeln ist nicht 100%ig klar. Zum einen spielen sowohl die genetische Disposition als auch das soziale Umfeld eine Rolle. Klar, wenn Eltern viel mit einem Kind sprechen, bekommt es was von Wörtern, Lauten und der Struktur von Wörtern und Sätzen mit, aber eine bewiesene Tatsache ist das nicht. Wir haben hier vorwiegend Korrelationen. Das macht eine Diagnose nicht einfacher. Man kann über bildgebende Verfahren sehen, dass bei Betroffenen die Aktivitäten im Cortex (der Großhirnrinde) und den Sprachzentren unausgewogen sind. Aber ein Beweis als Ursache ist auch das nicht. Neurologische Störungen können dazu führen, sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter. Wie oft kommt es vor, dass Menschen nach einem Hirninfarkt nicht mehr schreiben, sprechen oder verstehen können? Eine weitere Ursache können Blickfunktionsstörungen und Wahrnehmungsdefizite sein.
Aber was passiert mit Kindern, die diese Problematik haben? Zum einen ist Unterstützung von Seiten der Familie und auch von Freunden notwendig. Leistungsdruck muss reduziert werden, das ist sehr wichtig. Regelmäßige Unterstützung und konzentrationsfördernde Maßnahmen gehören ebenfalls dazu. Mich interessiert ja, wie es wohl den Kindern damit geht. Denn ihnen wird das Problem ja ebenfalls bewusst, sie können ausgelacht oder gehänselt werden, was für das Selbstbewusstsein nicht förderlich ist. Wenn Eltern und Lehrer das nicht erkennen, ziehen die Kinder sich dann noch mehr zurück? Bedeutet das, dass sie die Problematik behalten? Verschlechtert sich eine Legasthenie eigentlich, wenn man nichts mehr tut? Da habe ich leider nichts zu gefunden, aber wenn im Gehirn ein Aktivierungsproblem ist, dann bedeutet das eigentlich ein konsequentes Training, ist das bei Legasthenie ebenso? Habt Ihr da Kenntnisse drüber?
Laut WHO (World Health Organization) gibt es die ICD 10, die international statistical classification of diseases and related health problems. Die unterscheiden bei Legasthenie eine Lese- und Rechtschreibstörung (F81.0), eine isolierte Rechtschreibstörung (F81.1) und eine kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten (F81.3). Es gibt auch noch eine differenzierte Leseschwäche, aber die ist in der ICD Bezeichnung nicht enthalten.
Ein echt spannendes Thema, oder?
[Quelle Titelbild: flickr.com , Titel: BOOK von Rk Rao]