Druckschrift und Schreibschrift waren schon einmal Thema und jeder von uns, der beides gelernt hat weiß, dass einige Buchstaben sich auf dem Weg von der Druckschrift zur Schreibschrift hin verändert haben. Aber wieso ist das eigentlich so? Im Wesentlichen ist die Schreibschrift die Verbindung von Buchstaben. Einige Druckbuchstaben lassen sich tatsächlich einfach miteinander verbinden, ohne dass es zu Veränderungen kommt. Doch zuerst muss einmal klar werden, wie genau die Verbindung aussieht. Jetzt stellt Euch vor, ein Kind im Grundschulalter beherrscht die Grundschrift und wird nun aufgefordert die beiden Buchstaben j und m miteinander zu verbinden. Was meint Ihr, wird das Kind tun?
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Ein Kind ist da zum Glück noch nicht kompliziert gestrickt und beherrscht schon die Grundkenntnisse in der Geometrie (seltsamerweise verliert es die Fähigkeit später sehr schnell wieder 🙂 ): die schnellste Verbindung zwischen 2 Punkten ist eine direkte Linie. So geht es dann auch bei den Buchstaben. Das funktioniert bei m, n, j, i, u, y sehr gut, auch das z kann man noch so verbinden, allerdings fühlt es sich schon nicht mehr weich an. Aber was passiert jetzt mit der Verbindung von a, e und c? Oder die Verbindung zwischen r und m? Exakt, hier fangen die Probleme an. Dazu kommt, dass das Schreiben auf diese Weise sehr unharmonisch wirkt. Daher hat die Schreibschrift ein paar wesentliche Merkmale: Bögen sind eines davon. Jeder Buchstabe, der von rechts in einem linksförmigen Bogen verläuft, erhält einen kleinen Bogen vor den Anfang.
Jeder Buchstabe, der von oben geschrieben wird, bekommt einen Bogen, um ihn von unten her schreiben zu können.
Dazu kommt, dass Buchstaben auch nach rechts hin enden sollten. Das ist zum Beispiel beim kleinen Druckschrift b anders. Auch hier mussten Veränderungen her, damit der Buchstabe nach rechts anstatt nach links hin endet.
Ein weiteres Feature der Schreibschrift ist, dass sie einem Schriftfluss folgt, der von links nach rechts geht. Genau gesagt sogar von links unten nach rechts oben. Das Idealbild der Schreibschrift ist zwar von den Buchstaben her gerade, aber die Verbindungen zeigen vorwiegend einen Fluss von links unten nach rechts oben im lesen auf. So könnt Ihr Eure Buchstaben mal ansehen, ob Ihr dieses Bild hier ebenfalls herstellen könnt:
Und dann gibt es noch Druckbuchstaben, die diesem Fluss der Schreibschrift gar nicht folgen, entsprechend werden sie komplett verändert. Wie zum Beispiel das kleine s, mit dieser Form kann man keine Verbindungen schaffen, die dem harmonischen Fluss entsprechen. Auch das kleine z weist da Probleme auf. Entsprechend sind diese Buchstaben also sehr weit verändert von ihrer ursprünglichen Form.
Das Ziel der Schreibschrift war auch, ein schnelles handschriftliches Schreiben zu ermöglichen. Um das zu schaffen, wurde die Verbindung der Buchstaben in einer kontinuierlichen Bewegung erarbeitet. Dafür mussten einige Veränderungen her, wie wir sehen, deshalb sind Druckschrift und Schreibschrift eben nicht gleich.
Aber jetzt seid Ihr dran, wie sehr Ihr das: hat sich die Schreibschrift gelohnt, oder hättet ihr lieber die Druckschrift behalten?
[Quelle Titelbild: Flickr.com, ‚Writing‚ von dotmatchbox]