Erinnerst Du Dich an meine Technikbeiträge? An die reine Technik und die Notwendigkeit sie zu üben? Ja, das habe ich auch tatsächlich so gemeint. Dennoch möchte ich Dir noch etwas mitgeben: Technik zu lernen und zu beherrschen ist wichtig, aber Du sollst Dich davon nicht in Deiner Kreativität einschränken lassen.
??? Ich sehe die Fragezeichen in Deinem Blick. Ja, es geht tatsächlich.
Das menschliche Auge, d.h. eigentlich ist es unser Gehirn, ist so gepolt, dass es bestimmte Dinge, wie zum Beispiel Abstand, einheitliche Schräglage etc. als harmonisch betrachtet. Daher ist es so wichtig, dass Du die Grundbegriffe der Technik verstanden und verinnerlicht hast und einfach bis zum umfallen übst. Natürlich soll die Technik genutzt werden, damit Du selbst und auch andere Dein Werk schön finden. Aber das heißt nicht, dass die perfekte Umsetzung von Technik Dein Werk schön, geschweige denn einzigartig macht. Lass Deiner Kreativität freien Lauf, benutze die Technik, um Deine Vision umzusetzen. Spiele mit der Technik.
Im Bereich Kalligraphie geht es deshalb bei diesen Technikübungen vorwiegend um Striche und Formen, gar nicht so sehr um Buchstaben. Denn Buchstaben sind nicht in Stein gemeißelt, sie dürfen und sollen auch von Künster zu Künstler, von Tagesform zu Tagesform variieren. Also, lerne nicht ganze Alphabete auswenig, um sie exakt so umzusetzen. Übe damit, und nutze es, wenn Dir ein Buchstabe gefällt. Aber lass Dich bitte niemals davon einschränken. Schreibe und male die Buchstaben, wie sie Dir gefallen, wie sie sich für Dich richtig anfühlen.
Und glaub mir, das ist tatsächlich viel einfacher, wenn man die Grundsätze der Technik beherrscht. Wie beim lernen einer Sprache. Hast Du bspw. im Italienischen einmal begriffen, wie man Verben auf bestimmte Endungen konjugiert, dann kannst Du ohne es zu lernen auch andere Wörter perfekt konjugieren. Regeln können Dir also auch helfen Deine Freiheit auszuleben.
[Quelle Titelbild: flickr.com, ‚Freiheit‚ von Kurt Stocker]